Wenn im Frühjahr die Natur erwacht, steigt mit den wärmeren Temperaturen auch der Nährstoffbedarf von Pflanzen. Im Garten oder im Hochbeet werden diese benötigten Mineralstoffe in Form von Dünger zugeführt. Mit wenig Aufwand kann jede FreitzeitgärtnerIn besten Dünger selber machen. Allein schon vermeintliche Unkräuter ergeben mit wenig Zutun einen hochwertigen Bio-Dünger. Aber der Reihe nach…
Damit Pflanzen wachsen und Blüten bilden können, brauchen sie Stickstoff (regt das Pflanzenwachstum an), Phosphor (fördert die Blütenbildung) und Kalium (stärkt die Pflanze und macht sie resistent). Durch das Abernten entnehmen wir dem Gartenboden regelmässig Nährstoffe. Darum müssen diese in jedem Garten oder Hochbeet zwingend wieder von aussen zurückgeführt werden, denn der Nutzgarten ist kein in sich geschlossener, natürlicher Kreislauf. Düngen ist also Pflicht im Garten; Dünger selber machen die Kür.
Ein Hoch auf Bio
Noch Anfang des letzten Jahrhunderts düngte man Felder und Gärten mit Stallmist und sonstigen Bioabfällen aus dem eigenen Hof; kurzum mit dem, was sowieso beim Wirtschaften anfiel. Heute hat es jede GärtnerIn selber in der Hand, zu welchem Düngemittel er oder sie greift. Die einen mögen es möglichst natürlich. Andere kaufen Kunstdünger. Es scheint schon fast eine Art Kult entstanden zu sein, nach welcher Methode im Kleingarten gedüngt, ja überhaupt gearbeitet wird.
Der Konsens aller Gartenfreudigen dürfte allerdings der sein, dass die Investition in die Bodengesundheit immer lohnenswert ist. Was aber viele nicht wissen: Synthetische Düngemittel sind nicht nachhaltig. Sie nützen den Pflanzen, schaden aber dem Boden. Mineralische Dünger führen den Pflanzen zwar schnell Nährstoffe zu, den Bodenorganismen ist damit allerdings nicht gedient. Ein Mineraldünger ist keine Nahrung für all jene Mikroben, die das Erdreich besiedeln. Bei ausschliesslichem Einsatz von künstlichen Düngemitteln sterben sie aus. Der Erdboden ist eine empfindliche Grundlage. Natürliche Düngemittel, wie beispielsweise Kompost hingegen, fördern die Vermehrung und Erhaltung der Bodenorganismen und verbessern damit die Struktur und Zusammensetzung des Erdreichs — und zwar langfristig. In einem anderen Blogartikel habe ich bereits über die natürliche Düngung geschrieben. Wer einen Naturgarten anlegen und pflegen will, wird deshalb eine biologische Düngung bevorzugen und den Dünger gleich selber machen wollen.
Gartendünger selber machen: Wenig Aufwand – grosse Wirkung
Dünger selber machen gelingt, im Gegensatz zu Kunstdüngern, ganz ohne chemische Produktionsstätte und ohne grossen Aufwand. In jedem Zuhause bzw. Garten finden sich verwertbare Rohstoffe, mit denen man besten Gartendünger selber machen kann, beispielsweise aus:
nassen Küchenabfällen
Kaffee- und Teesatz
Eierschalen
Unkräutern, wobei ich diese lieber "Hilfspflanzen" nenne
Rasenschnitt
Laub und anderen Gartenabfällen
Gartendünger selbst herzustellen bietet viele Vorteile gegenüber gekauften Mitteln. Man lernt dabei viel über den Kreislauf der Natur und man weiss mit Sicherheit, was genau enthalten ist. Das einzige Manko, wenn man den Dünger selber macht, ist, dass man die Dosierung der Inhaltsstoffe nur schätzen kann. Trotzdem überwiegen meiner Meinung nach ganz klar die positiven Aspekte.
Dünger selber machen
kostet (fast) nichts
ist eine hochwertige Alternative zum gekauften Produkt
ist biologisch und aus dem natürlichen Kreislauf gewonnen
hat keine chemischen Bestandteile
schont die Umwelt, weil keine aufwendigen Produktionsverfahren nötig sind
spart enorm viele Ressourcen (wie z.B. Verpackung / Transport etc.).
Ran an die Rezepte: Pflanzendünger selbst herstellen
Es lohnt sich also, Pflanzendünger selbst herzustellen. Der Aufwand hält sich in Grenzen. Die Wirkung dagegen ist umfangreich und nachhaltig. Wir unterscheiden diverse Arten von selbstgemachtem Dünger:
Der Handerlesene: Der Kompost
Er ist der Goldstandard im Naturgarten. Die Kompostierung hält Nährstoffe im Kreislauf, erhöht die Bodenfruchtbarkeit und fördert die Humusbildung. Sein Einsatz reicht weit zurück in die Geschichte des Ackerbaus. Schon die alten Griechen erkannten den Zusammenhang zwischen der Ausbringung von Stallmist und höheren Erträgen. Auch in vielen Klöstern im Mittelalter wurde schon kompostiert.
Bedingungen: Damit die Verrottung optimal erfolgt, braucht der Komposthaufen Wärme, Wasser und Luft. Es ist daher wichtig, dass dieser regelmässig belüftet (umstechen) und mit Feuchtigkeit versorgt wird (bei Trockenheit begiessen). Der Haufen sollte schattig stehen und immer Bodenkontakt haben, damit Organismen hinein- und hinausgelangen. Je nach Bedingungen und Zusammensetzung dauert die Verrottung zwischen 6 Monaten und einem Jahr. Der Kompost wird gewöhnlich zu Beginn des Frühjahrs auf die Beete verteilt und kann dort einige Wochen, ohne grosses Einarbeiten, liegen bleiben. Der Kalender der Gartenplaner-App coaduno erinnert rechtzeitig an diese entscheidende Aufgabe.
Zusammensetzung: Der Kompost besteht im Idealfall aus einer ausgewogenen Mischung von stickstoff- und kohlenstoffreichen Materialien. Da die wenigsten von uns an Stallmist kommen, nehmen wir dafür:
stickstoffhaltige, nasse Küchenabfälle wie Schalen, Strunk von Obst und Gemüse, Kaffeesatz, Rasenschnitt, oder auch tierische Bestandteile wie Eierschalen, menschliche und tierische Haare (z.B Schafswoll-Pellets, im Handel erhältlich) oder auch Hornmehl
kohlenstoffreiches Material wie Stroh, Laub oder Äste (klein geschnitten)
Holzasche, in geringen Mengen wegen den Schwermetallen
Tabu sind kranke Pflanzenteile (zum Beispiel Tomaten mit Braunfäule), Neophyten und gekochte Esswaren.
Mit dem Rest werden die vielen Bodenbewohner wie Würmer, Pilze und Mikroorganismen innert Monaten fertig.
Endergebnis: Reifen Kompost erkennt man an seiner krümeligen, feinen Erde, die feucht riecht.
Der Flüssige: Auszüge und Aufgüsse aus Pflanzen
Kalte Auszüge sind eine weitere einfache und schnelle Möglichkeit, flüssigen Pflanzendünger selbst herzustellen. Die Basis von Auszügen ist immer Wasser. Mit Auszügen ist das Extrahieren von diversen Stoffen gemeint, indem das Ausgangsmaterial lange im Wasser aufgeweicht und dadurch aufgelöst wird.
Aufgüsse sind Tee für Pflanzen! Sie wirken nicht nur als Dünger, sondern halten, z.B. druch Einspritzen, diverse Schädlinge, wie beispielsweise Blattläuse in Schach. In der coaduno Garten-App findet sich zu fast jedem Schädlingsbild diverse Rezepte für natürliche Mittel. Wir haben in unserem Garten schon diverse mit Erfolg ausprobiert. Ein starker Partner ist beispielsweise Knoblauch.
Eierschalen-Dünger selber machen
Ein hochwertiger Pflanzendünger kann aus Eierschalten gewonnen werden. Er ist sehr kalkhaltig und eignet sich für alle Pflanzen, die saure Böden bevorzugen (z.B. Hortensien und Heidelbeeren.) Ich werde ihn demnächst ausprobieren, da bei uns im Garten die Heidelbeeren immer etwas schwächeln.
Dafür setzt man 1 l Wasser an und gibt 3-4 zerkleinerte Eierschalen hinzu. Einige Tage zu Hause in einem geschlossenen Behälter / Flasche setzen lassen, damit sich die Bestandteile aus der Schale lösen.
Dünger aus Zwiebelschalen selber machen
Zwiebeln geben nicht nur vielen Speisen Geschmack. Ihre Schalen enthalten eine Vielzahl an Mineralstoffen. Sie eigenen sich deshalb sehr gut für die Herstellung eines Flüssigdüngers.
Dafür setzt man 1 l Wasser an und legt die Schalen von 4-5 Zwiebeln darin ein. Auch diese Mischung lässt man einige Tage bis zu einer einer Woche verschlossen stehen.
Der Stinkige: Jauchen
Manches Grün wird zu Unrecht als Unkraut verunglimpft, kann es doch als Jauche in ein wahres Powerfood verwandelt werden. Das gilt beispielsweise für Brennessel, Ackerschachtelhalm, Beinwell oder Rainfarn. Die coaduno App führt diese und weitere Rezepte genau aus und erklärt wie sie helfen. Jauchen ersetzen den Kompost als Volldünger zwar nicht. Als Zwischengabe bei Starkzehrern sind sie sehr wirksam. Sie enthalten viel Stickstoff und Kalium. Ausserdem beugen sie Pilzkrankheiten vor. Bei uns haben sich Ackerschachtelhalm und Brennnessel, beispielsweise gegen die Weisskohlfliegen, besonders bewährt.
Jauchen sind aber nichts für empfindliche Nasen, davon kann ich ein Liedchen singen! Hier gilt eindeutig: E chli stinke muess es. Jauchen riechen stark. Dem üblen Geruch kann man vorbeugen, indem Gesteinsmehl (im Baumarkt erhältlich) beigemischt wird.
Pflanzenjauchen ansetzen
Man braucht einen grossen Eimer mit Deckel, nicht luftdicht verschlossen. Auf 1 kg zerkleinerte Pflanzenteile kommen 10 l Wasser. Regelmässiges Umrühren be-schleunigt den Verrottungsprozess. Dieser dauert circa 14 Tage. Die Jauche ist einsatzbereit, wenn der Schaum verschwunden ist. Über die genaue Anwendung je nach Verwendung gibt die coaduno App genau Bescheid. Im Steckbrief der Pflanze steht unter Bedrohung alles Wichtige über die Bekämpfung von Schädlingen oder das Vorbeugen und Behandeln von Krankheiten.
Der Genügsame: Der Gründünger
Eine Gründüngung erfüllt gleich mehrere Zwecke: Schutz vor Bodenerosion, Belüftung des Bodens und Dünger. Beete sollten nie lange ungepflanzt bleiben. Lieber säht man in einer Zwischensaison Gründünger aus. Die feinen Wurzeln belüften den Boden und die Bodenorganismen bekommen Futter. Das Grüngut bedeckt ausserdem den Boden und schützt ihn vor der Witterung. Nach dem Verblühen wird er als Humus in die Erde eingearbeitet.
Geeignete Gründünger sind:
Echter Buchweizen, Phacelien und Tagetes (beide lieben wir in unserem Garten, weil sie hübsch aussehen und Insekten anziehen), Gelbsenf, Inkarnatklee u.v.m.
coaduno App erinnert termingerecht an diese und andere standort- und pflanzenbezogene Aufgaben in eurem (Balkon-)Garten. Legt euch mit der App den personalisierten Gartenkalender an.
Selbstverständlich gibt es noch weitere natürliche Düngemittel, die man selber machen könnte oder die vielversprechend sind, wie beispielsweise die Pflanzenkohle. Bei meiner Recherche bin ich allerdings auch auf aufwendige Verfahren und abenteuerliche Praktiken gestossen. Das Thema Düngung und die Meinungen darüber sind fast unerschöpflich und teilweise auch kontrovers.
Ich bevorzuge es einfach und bescheiden — vor allem beim Gärtnern. Also habe ich mich mich beim Thema Dünger selber machen an jene Varianten gehalten, welche ein pragmatisches Vorgehen erlauben, wenig Aufwand bedeuten, in unserem Garten erprobt wurden und (fast immer) Wunder bewirken.
Happy gardening
Ilaria
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