Das Rauschen der Blätter, Früchte, die auf der Zunge zergehen, die Luft erfüllt vom Duft nach Blütenhonig, haarige Blütenstände und eine bunte Farbenpracht, die ins Aug sticht; ein Sinnesgarten ist ein besonderes Erlebnis. Hier gibt es Inspiration für Pflanzen, die alle Sinne anregen.
Unsere fünf Sinne lotsen uns durch die Welt. Dank ihnen nehmen wir Informationen wahr. Sie beeinflussen indirekt unser Denken, Handeln und Fühlen. Je mehr Sinne angeregt werden, desto intensiver nehmen wir wahr. "Wenn du nur richtig hinschaust, kannst du sehen, dass die ganze Welt ein Garten ist."(aus Der geheime Garten von Frances H. Burnett). Dabei können wir den Garten mehr als nur mit den Augen - ja mit allen Sinnen - wahrnehmen.
Ein Garten für alle Sinne
Ein Garten kann weit mehr als nur optisch ansprechend sein. Die Natur hat uns spannende Pflanzen geschenkt, die nicht bloss dem Aug schmeicheln. Es gibt Arten, die schreien förmlich danach, mit anderen Sinnen erfasst zu werden und Teil eines Sinnesgarten zu sein, der uns gut tut. Ein sinnesanregender Garten hat erwiesenermassen viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Es:
schult und schärft unsere Sinneswahrnehmung
unterstützt die psychische Gesundheit
wirkt entspannend
sorgt für Gelassenheit und gute Laune
fördert das Verständnis für die Natur
Wer einen Sinnesgarten anlegen möchte, hat zwei Möglichkeiten. Man kann die zur Verfügung stehende Fläche strukturieren und, gegebenfalls über die Zeit, in fünf Teile unterteilen. Jedem Sinn wird ein Teilbereich des Gartens gewidmet und mit Pflanzen und Materialien ausgestattet, die diesen Sinn aktivieren. Die sensory gardens Englands sind ein Beispiel für diese Art der Gartengestaltung. Eine andere, freie und unkomplizierte Gestaltung eines Sinnesgartens ergibt sich, wenn man sensorisch interessante Pflanzen mischt und sie wie im Naturgarten integriert (hier mehr zu Naturgarten anlegen und pflegen)
Sensorische Pflanzen: eine weitere Dimension des Gärtnerns
Wer aus seinem Garten einen Raum für die Sinne machen möchte, der berücksichtigt bei der Pflanzenwahl ihren sensorischen Wert. Mit der coaduno Web-App hat jede Hobbygörtner:in bereits eine gute Starthilfe. Die Gärtner-Profile in der App helfen dabei, für jedes Bedürfnis passende Pflanzen zu finden. Dem Sinnesmensch ist es ein eigenes Gärtner-Profil gewidmet, weil es allerlei Pflanzen zu hören, schmecken, fühlen und zu riechen gibt.
Wir haben im Folgenden einige sensorisch besonders spannende Pflanzen zusammengestellt und sie jedem Sinn zugeordnet. Die meisten davon sind klimatisch gut an hiesige Bedingungen angepasst. Pflegeaufwand (wie z.B. Überwinterung) und Nährstoffbedarf sind jedoch unterschiedlich und sollten mitberücksichtigt werden. Auch sind einige davon giftig, was relevant wird, wenn sich Kleinkinder im Garten tummeln (mehr übers Gärtnern mit Kindern).
Unsere Lieblinge: Pflanzen für die Sinne
1. Sinn: Immer der Nase nach im Sinnesgarten
Was vor allem bestäubende Insekten anlocken soll, schmeichelt oft auch unserer Nase. Was als guter Geruch empfunden wird, ist natürlich individuell. Wir haben für den Sinnesgarten vom Klassiker über das Besondere heraus gepflückt:
1. Die Klassiker: Mediterrane Duftpflanzen wie Lavendel, Salbei, Rosmarin, Thymian, Oregano verkörpern den Duft des Sommers. Lavendelbüsche entlang der Pfade oder Grenze verbreiten einen beruhigenden Duft und halten sogar lästige Insekten wie Mücken fern.
2. Nelken duften stark und sind zudem besonders hitzeresistent, was in Zeiten des Klimawandels zunehmend relevant sein dürfte. Sie lieben die pralle Sonne.
3. Lobularia verströmen einen Duft nach Vanille und Honig. Sie blüht besonders lange (Mai-Oktober).
4. Engelstrompete, weisse Lilie, Geissblatt, Sternbalsam / Nachtphlox und Sterngladiolen sind hingegen Nachtblüher. Sie sondern ihre Duftstoffe erst abends aus, weshalb es sich definitiv lohnt, länger im Garten zu verweilen.
5. Und ja, es gibt eine Schokoladenblume!
2. Sinn: Ein Augenschmaus!
Komplementäre Farbkombinationen sorgen im Sinnesgarten oder im einfachen Balkonbeet für Spannung. Ein Grund die Farblehre auch auf den Naturgarten auszuweiten. Wenn noch unterschiedliche Wuchshöhen berücksichtigt werden, ist das Farb- und Formspiel im sensorischen Garten perfekt.
1. Einfache Farbspiele gelingen am einfachsten mit Tulpen oder Rosen, die es in diversen Farben gibt.
2. Kontraste von gelb/orange mit lila/blau sorgen für Wow-Effekte. Beispielsweise gelingt das mit Sonnenbraut und Edeldistel oder Schafgarbe und Schmucklilie oder auch mit dem Paar Fuchsschwanz und Tagetes.
3. Echte Hingucker mit besonderen Formen sind Sterlitzie und der Zuckerbusch.
4. Wer die Farbpracht auch schmecken will, wählt Blattgemüse wie Mangold oder den purpurblättrigen Spinat.
3. Sinn: Feel it, baby!
Fühlen wir uns durch den Sinnesgarten. Diese Pflanzen bieten haptisch besondere Eindrücke.
1. Wollziest: Wollig und fein, ist er der Inbegriff eines taktilen Pflanzenerlebnisses. Man will sich fast ein Kleid daraus schneidern, so flauschig.
2. Moos und eine Wiese sind unverzichtbar, um den Garten im Sommer barfüssig zu durchschreiten. Eine Wonne!
3. Samtiger Mohn (Papaver nudicaule): Die Blütenblätter des Samtigen Mohns fühlen sich weich und zart an.
4. Die Blätter der Seidenpflanze haben wie der Name vermuten lässt eine seidige Textur und sind leicht klebrig.
5. Die silbrig runden Blätter des Silberblatts (Lunaria annua) haben eine glatte und kühle Oberfläche. Sie kommen erst beim Verblühen der Früchte zum Vorschein und machen sich auch als Trockenblumen gut.
6. Die Blätter der Fetthenne (Sedum album 'Murale') sind dicht mit winzigen, filzigen Haaren bedeckt.
7. Die stacheligen Kugeln der Kugeldistel bieten ein einzigartiges haptisches Erlebnis.
8. Ein Highlight: Berührungsempfindliche Pflanzen wie Mimosen klappen bei Erschütterung ihre Blätter ein und sorgen für Verwunderung (nicht winterhart).
4. Sinn: Lecker, Schmecker!
Naschpflanzen gibt es viele. Unsere Lieblinge sind mehrjährige Pflanzen und Stauden, welche pflegeleicht sind und in jedem Garten regelmässig köstliche Früchte liefern.
1. Alle Beerensträucher: Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren oder Heidelbeeren. Frisch gepflückt schmecken sie besonders fein.
2. Feigensträucher /-bäume sieht man auch in unseren Breitengraden immer öfters mit reifen Früchten. Diese sind süss wie Zucker.
3. Ein oder zwei Obstbäume sind im Garten ein Muss, wenn der Platz es zulässt (sonst gehen auch Säulenbäume): Apfel-, Birnen- oder Pflaumenbäume sind bestens an unser Klima angepasst und versprechen eine gute Ernte.
4. Schokominze... eine besonders schmackhafte Kombination, schmeckt nach After Eight.
5. Sinn: Auf die Ohren!
Zugegeben, mich entspannen Geräusche wie das Zirpen der Grillen oder Zwitschern der Spatzen nicht wirklich. Aber sie gehören selbstverständlich zum Sinnesgarten dazu.
1. Rauschende Gräser: Ziergräser wie Chinaschilf oder Pampasgras erzeugen in Kombination mit Wind beruhigende Geräusche.
2. Auch die Lampionblume ist so zart und fein, dass sie bei jedem Windhauch flüsternde Geräusche von sich gibt.
3. Insektenhäuser sind im Naturgarten unverzichtbar, locken Bestäuber an und sorgen für Dauersummen.
Weitere Geräuschquellen im Sinnesgarten bieten das Plätschern eines Brunnens, ein Windspiel, Vogelgezwitscher dank Futter- und Wasserquellen, das Quaken von Fröschen in einem Teich. All diese Massnahmen fördern übrigens auch Nützlinge im Garten.
Die Natur hat uns eine vielfältige Flora beschert hat. Sie macht es uns leicht, einen Sinnesgarten anzulegen, neugierig sensorisch wertvolle Pflanzen aufzuspüren und sie in die Gartenplanung zu integrieren. So entsteht schrittweise ein Garten für alle Sinne. Die meisten Pflanzen bieten ohnehin gleich mehrere sensorische Eindrücke: sie leuchten in prächtigen Farben, duften verlockend und schmecken , wenn nicht uns, dann Tieren besonders gut. Nach getaner Arbeit, lehnt man sich zurück und lauscht... Klingt toll so ein Sinnesgarten, oder?
Happy gardening
Ilaria
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